Die Gestaltung von Geschäftsberichten bewegt sich auf einem hohen Level. Unternehmen verstehen es mehr und mehr, mit ihren Jahrespublikationen das eigene Erscheinungsbild aufzuwerten, zu aktualisieren und neu zu positionieren. Das Bild im Geschäftsbericht nimmt dabei eine tragende Rolle ein. Fangen wir in dieser Ausgabe mit dem Abbild der Geschäftsleitung / des Vorstands an. Seine Bedeutung im Geschäftsbericht bedarf der Auseinandersetzung mit Identität, Aktualität und Erfolg des Unternehmens. Vier internationale Beispiele sollen einen Anstoß zu Neuem und Bewährtem geben:

Gruppenbild im Anzug

Wenn mehr als drei Personen zu einem Ganzen zusammenkommen sollen, ist das Gruppenbild in Reihe schon in allen Köpfen. Steif und sprachlos kommen leider die meisten Szenen daher. Man sucht die Namen zu den Figuren und es wirkt wie das Abbild der Mitgliederliste, eine korrekte Hausaufgabe.

Manager in vereinter Runde

In diesem Zusammenhang fiel mir eine ganzseitige Aufnahme aus England auf. Es zeigt die führenden Personen aus den jeweiligen Ländern eines international operierenden Ölkonzerns. Aufgenommen leicht von unten, stehen die Figuren aufrecht und hintereinander im Raum. Versetzt, einige nur im Anschnitt und jeder Kopf im anderen Winkel, unterhalten sie sich oder hören interessiert zu. Bewusst zeigt die Position Stimmigkeit untereinander, Netzwerk, Kommunikation und Grund zur Freude, bevor der Leser weiterblättert. Nimmt man noch die Atmosphäre von Raum und Licht hinzu (gediegen, warm, traditionell), schaut man gerne noch einmal hin.

Köpfe im Fokus

Jedes Mal stellt sich die Frage nach einem Fotokonzept innerhalb des Berichts. Wichtig: erst das Konzept, dann die Umsetzung der Bildidee. Leider treffen Layout und Foto selten abgestimmt aufeinander. In folgendem Beispiel ist es gelungen, sehr gute Porträts zu konzipieren und richtig im Layout zu platzieren.

Manager in Hierachien platziert

Alle Teilnehmer haben eine gut gelaunte Ausstrahlung, das Licht ist passend zum Layout gewählt und unterstützt die Fokussierung auf die Konturenlandschaft in den Gesichtern. Der Älteste ragt über allen und schaut als Einziger Richtung Heftmitte. Alle anderen blicken entgegengesetzt, schaffen für sich somit die nötige Ruhe, unterstreichen ihre Ebene.

Licht, Anschnitt und Thematik wurden gezielt gewählt, um diese Elemente in der Doppelseite als aktive und positive Einheit wirken zu lassen. Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile.

Das 2. Beispiel zu diesem Thema ist sehr ähnlich aufgebaut. Auch hier stand das Layout, bevor die Direktoren des Medienkonzerns fotografiert wurden.

Alle Köpfe strahlen Aufmerksamkeit und Nachdenklichkeit aus. Durch die geschickte Anordnung der Blickrichtungen wird der Eindruck vermittelt, an einem Meeting mit teilzuhaben. Die Wahl der unterschiedlichen Ausschnitte gegeneinander und übereinander ist klar und spannungsvoll umgesetzt. Versuchen Sie nur mal, Bild 2 (oben Mitte) mit Bild 5 (unten rechts) zu vertauschen, und Sie erahnen schon die aufkommende Unruhe. Die konzentrierte Stimmung der Blicke, die innere Aktivität werden umrahmt von aktivem Gelb. Alles wächst unbewusst zusammen und bildet insgesamt eine ansprechende und geschlossene Seite.

Manager live im Meeting

Der Klassiker

Porträts der Unternehmensführung stehen immer am Anfang des Geschäftsberichts. Meist mit viel Platz sind sie im Vorwort oder gegenüber dem Inhalt eingespiegelt. Sie stehen in der ersten Reihe und somit strahlt ihre Aura über die ersten Seiten hinweg. Hier trifft man, meist unbewusst, auf erste Leitbilder des Unternehmens. Persönlich hat mir das untenstehende Beispiel vom Licht, der Aufteilung und in der Wahl des Hintergrunds sehr gut gefallen. Die Kunst spielt hier die Hauptrolle, zum einen im Stil von Pose und Licht der Figur und zum anderen in der Darstellung eines modernen Gemäldes im Hintergrund. Geschickt kommuniziert „das Künstlerische“ wesentliche Punkte im Leitbild vieler Unternehmen (z.B. Innovation, Mut und Auseinandersetzung). Es ist in Abstimmung mit der Figur fotografisch sehr gut umgesetzt, klassisch und somit langlebig.

Manager in Lieblingspose