In diesem Tipp zeige ich Euch fünf ideale Schriften für die Entwicklung von Wortmarken und Logos. Basierend auf Beispielen aus meinem Schaffen stelle ich Schriftschnitte vor, die in Lesbarkeit, Offenheit und Klarheit ganz besondere Eigenschaften haben. Sie kommen nicht aus der Cloud, sondern sind klassische Fonts von Schriftherstellern.
Einen Namen als Wortmarke zu gestalten erfordert viel Feinsinn für das gesprochene Wort und das gedruckte Abbild. In jeder Aufgabe stecken neue Herausforderungen. Beim Entwurf teste ich zunächst einige Schriften, um einen ersten Eindruck zu gewinnen. Man bekommt ein erstes Gespür. Ist es eine serifenlose Umsetzung oder gar serifenbetont.
Ich stelle mir dabei folgende Fragen:
- Ist es auch in der Verkleinerung gut lesbar?
- Wie wirkt das Schriftbild zum Wortlaut?
- Kommuniziert die Typografie die Designaufgabe?
- Ist Farbe nötig?
Im folgenden zeige ich fünf Beispiele aus meinem Schaffen. Ich arbeite noch klassisch mit Schriften, die direkt auf meiner Festplatte liegen und nicht mit Schriften aus der Cloud. Die Auswahl zeigt meine persönliche Handschrift als Grafikdesigner. Es soll daher als Anregung und Empfehlung dienen für die nächste Entwurfsaufgabe.
1. News Gothic
News Gothic ist eine serifenlose Schrift. Sie hat die tolle Eigenschaft schmal zu laufen und sieht dabei auch noch sehr klar aus. Sie wurde von Morris Fuller Benton entworfen und schon 1908 von American Type Founders angeboten. Die Schrift ähnelt in Proportion und Struktur der Franklin Gothic, die ebenfalls von Benton entworfen wurde. Sie ist aber heller und steht wunderbar unter der Franklin als Copytext. Ich lernte sie zum ersten Mal bei Ernst&Partner Werbeagentur kennen. In der Sony-Kampagne setzen wir alle Copytexte in der News Gothic.
Die Buchstabenformen sind kompakt, und die Unterlängen sind flach. Die Schrift unterscheidet sich von anderen grotesken serifenlosen Schriften durch ihr eher geringes Gewicht und die offenen Buchstabenformen, was zu einem weniger strengen, humanistischen Tonfall beiträgt.
Ihre Eigenschaft zählen sich wie folgt auf:
• ausgeprägte kompakte Buchstabenform
• die flachen Unterlängen eignen sich gut als Fließtext, ganz besonders in Verbindung mit der Franklin Gothic
• wirkt leicht und hell mit ihren offenen Buchstaben
• souveränes Erscheinungsbild mit weniger strengem Tonfall
• präzise Anmutung in schwarz auf weiß
2. Demos
Die Demos zählt zu den ersten digitalen Schriften und wurde ab 1975 von Gerard Unger entwickelt. Sie ist heute in den drei Schnitten (regular, italic, bold) verfügbar. Ihr Schriftbild wirkt ausgereift, plakativ und sehr dekorativ. 2011 habe ich mit der Demos einen Geschäftsbericht gestaltet und konnte ihre Vorzüge in negativ weiß auf Fotografien oder auch farbig auf Papierweiß erkennen.
Die Schrift Demos ist eine serifenbetonte Schrift und hat in meinem Verständnis folgende Vorzüge:
• plakative Ausstrahlung
• eignet sich gut für Überschriften
• wirkt sehr ästhetisch in negativ weiß auf farbigen Flächen
• die Buchstaben wirken seriös und ausgereift
• das Schriftbild hat genug Fläche um in Farbe auf Papierweiß gut lesbar zu sein
3. Concorde Nova
Die Concorde Nova lernte ich 1998 im Rahmen des neuen Corporate Designs für den Flughafen Düsseldorf kennen. Sie war Bestandteil im neuen Corporate Design und kam in der Literatur als Copyschrift zum Einsatz. Sie hat mich in der Gestaltung der Geschäftsberichte, mit den vielen Tabellendarstellungen und Bilanzen überzeugt. Obwohl es sich um eine Condensed-Schrift handelt, ist sie sehr gut lesbar, klar und ansprechend. Sie ist eine gute Alternative zu den kondensierten Schriften Univers 57 und Frutiger Condensed.
Die Vorzüge der Concorde Nova liegen nicht nur in ihrer Fließtextfähigkeit:
• eng laufende Schrift gut für Fließtextmengen
• gut bei Tabellenkalkulationen und beengten Räumen mit Zahlen
• ausgeprägter Kontrast zwischen den Serifen und den kurzen Oberlängen
• auch für Wortmarken gut geeignet
• sehr gut lesbar, klar und ansprechend
4. The Sans
Luc de Groot veröffentlichte 1994 erstmals The Sans. Im Laufe der folgenden Jahrzehnte wurde The Sans zum Inbegriff der nützlichen und zugleich freundlichen, universell einsetzbaren modernen Sans-Serif-Schriften. Sie ist das Gesicht von Tausenden von Organisationen, Publikationen und Websites geworden, was sie zu einer der weltweit am häufigsten verwendeten Sans-Serifs macht.
The Sans ist Teil des Thesis Typokonzepts. Die Thesis wurde als breites Schriftsystem mit vielseitigem Umfang konzipiert. Drei kompatible Stile – TheSans, TheMix und TheSerif – waren das Ergebnis. Sprich Serifenlos, mit wenig Serifen und Serifenbetont. In einer optisch harmonischen Palette von acht Schnitten, hat man so einen Fundus an Gestaltungsmöglichkeiten aus einer Superschriftfamilie.
The Sans und ihre Vorzüge:
• offenes Schriftbild
• lässt sich sehr gut unterschneiden, da die Buchstaben einen geringen Kontrast haben
• sehr gut für Wortmarken geeignet
• stammt aus einer breit aufgestellten Schriftfamilie
• kommt mit echten Kursivschnitten
5. Helvetica Bold
Die Helvetica ist die bekannteste serifenlose Schrift unserer Zeit. Jeder kennt sie, gerade auch da sie in den Betriebssystemen von Anfang an zu finden war. Sie hat es schon ins Museum of Modern Art geschafft, wurde verfilmt und 2008 erschien auch ein Buch Helvetica forever. Ihr Schriftbild ist sehr sachlich. Durch Kombination der Schnitte und der Laufweiten hat der Gestalter wunderbare Möglichkeiten. Noch heute findet sie sich in mit Preisen dotierten Printmedien. Das Designbüro Meire&Meire in Köln beherrscht den Umgang mit der Helvetica perfekt. Man schau sich nur ihre Arbeitsbeispiele an.
Das Besondere an der Helvetica ist ihre Wiedererkennbarkeit:
• sehr klares sachliches Schriftbild
• in einer Fülle von Schnitten und Sprachen erhältlich
• geschlossene strenge Anmutung
• sehr hoher Bekanntheitsgrad in unserem optischen Gedächtnis, und ist daher sehr gut lesbar
• funktioniert prächtig in Wortmarken und Signets
Eine Wortmarke fängt beim Wort an
Eine toll gestaltete Wortmarke fängt beim Wort an. Begriffe und Namen können auch zu komplex und zu lang sein, um daraus eine feine Wortmarke zu gestalten. Bei diesen Fällen sollte der Gestalter auch über ein grafisches Signet nachdenken, was den Namen oder Begriff flankiert.
Haben Sie hierzu noch Fragen oder Anregungen? Ich bin offen für den kreativen Austausch untereinander – kontaktieren Sie mich!
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